Ich frag mich manchmal, wieso Jesus damals so viel Wind gemacht hat. Er ist doch eingentlich nur übel aufgefallen, weil er gegen Regeln des Judentums verstoßen hat. Zudem hat er sich noch mit Prostituierten und Steuereintreibern der Römer abgegeben und sich mit den bösen Samaritern unterhalten, was ja sehr verpönt war. War er also ein vorbildlicher Jude? :red:
Ja, es gab so viele verschiedene Juden: Pharisäer, Essener, Sadduzäer. Um die Frage sinnvoll beantworten können, müsste man festhalten, was Gruppierungen des antiken Judentums unter vorbildlichem Verhalten verstanden. Die Essener lehrten Nächstenliebe und Besitzlosigkeit, lehnten aber den Verkehr mit Frauen ab. Die Pharisäer, aus denen schließlich das rabbinische Judentum hervorging, legten Wert auf korrekte Befolgung des mosaischen Gesetzes. sie erscheinen in den Evangelien oft als gegner Jesu, doch eigentlich waren sie wohl eher Diskussionspartner,denn es widersprach durchaus nicht pharisäischen Grundsätzen, am Sabbat Kranke zu heilen oder Feldfrüchte zu ernten. Wieweit die "Sünderin" oder Ehebrecherin,die Jesus vor Steinigung bewahrte mit Maria aus Magdala identisch ist und ob diese tatsächlich dem Horizontalgewerbe zuzuordnen ist, darüber ist im NT nicht viel enthalten, wohl aber sind unter jesus Jüngern ein Zachäus der Zöllner und Simon der Zelot genannt, von denen der eine für manche Juden ein "Kolloborateur" und der andereaus römischer Sicht ein "(EX)"Terrorist" sein könnte. Von Samaritern ist ein Gleichnis Jesu überliefert, dass ein Mann nahe Jericho von Räubern überfallen und von einem Priester und einem Leviten liegengelassen, aber von einem Samariter gepfelgt wird, wobei jesus die rhethorische frage stellt, wer wohl gerechter handelt. bei Lukas (Luk, 9, 51) stößt Jesus auf dem Weg nach Jerusalem bei Samaritern keine Aufnahmeund zieht in ein anderes Dorf.
War Jesus konform mit jüdischen Traditionen? Wodurch erregte er Anstoß bei Juden oder Römern? Was Unterschied ihn von anderen Wanderpredigern wie Johannes dem Täufer, bzw was mit diesen gemeinsam? Was warfen ihm die Römer vor, welche Befugnisse hatte das Sanhedrin, welche Rolle spielte Pontius Pilatus? Fand überhaupt ein Prozess gegen Jesus statt? Im NT wird Pontius Pilatus, der in der koptischen Kirche sogar ein heiliger ist, entlastet.
Doch welchen Eindruck erregt ein Wanderprediger aus Galiläa in Jerusalem, einem Unruheherd und Hexenkessel, in dem die Römer mit Mühe einen massenaufstand verhindern konnten, als Caligula sein Bild im Allerheiligsten aufstellen wollte, keine hellenisierte Metropole wie Caesarea Maritima, sondern religiöses zentrum des Judentums wohin anlässlich des Passahfestes Tausende von Besuchern kommen, die im Tempel Opfer von Tauben, Lämmern kaufen, wofür eigens eine eigene Währung der Schekel existiert, der sonst wirtschaftlich bedeutungslos ist, weil in Galiläa die sesterze, der Denar, bzw sein Aquivalent die Drachme rollt, die gemeint sind, wenn in der Bibel von Silberlingen und Groschen die Rede ist.
In der Antike waren Tempel Banken, der Tempelschatz von Jerusalem war immens, später wurde damit das Kolosseum als Kriegsbeute gebaut. In Jerusalem anlässlich des Pessachfestes Geldwechler tätlich anzugreifen und Wechselstände umzuwerfen musste zumindest als Affront erscheinen, und bei Unruhen machten die Römer nicht viel Federlesen, exekutiert wurde Jesus den quellen nach am Kreuz nach römischer Todesstrafe nicht durch eine jüdische wie Steinigung wie Stephanus.