Ich sehe durchaus, dass es in der langen Geschichte des Christentums für die katholische Kirche (Haupträgerin des Christentums) und ihr Personal Rückschläge gegeben hatte.
Hauptträgerin des Christentums, hab ich was verpasst?
Das dürften die Orthodoxen irgendwie anders gesehen haben.
Trotzdem war diese Kirche bis zur Reformation tonangebend in Sache Moral
Sie beaspruchte das zu sein, der Nachweis, dass sie es tatsächlich auch war, der wäre zu erbringen.
Mir fallen da so einige Themenbereiche ein, z.B. das Fehdewesen, bei dem die Kirche mit ihrem ablehnenden moralischen Standpunkt zetern konnte, wie sie wollte, dass beeindruckte die entsprechenden Akteure herzlich wenig.
Nach der Reformation gab es neben der katholischen mehrere Strömungen, die aber alle auch die Fahne des Christentums weitertrugen und bis heute tragen.
Die gab es auch voher schon.
Und das deren Interpretation des Christentums eine etwas andere ist, als die Katholische, muss dir hoffentlich nicht noch einzeln benannt werden.
Die katholische Kirche hat sie in der Gegenreformation noch einmal berappelt und sich auf das eigentliche Geschäft besonnen. Aber letztlich hat sie damit keinen Erfolg gehabt,
Ich halte die Gegenreformation in Österreich, Bayern, Böhmen/Mähren und auch Westfalen für nachhaltig erfolgreich.
Auch wenn zum Teil die Durchsetzung von Habsburg und Wittelsbach mit rabiaten Mitteln erfolgte blieben diese Gegenden auch nachdem religiöse Toleranz eingeführt wurde weiterhin überwiegend katholisch.
Aber letztlich hat sie damit keinen Erfolg gehabt, denn die Aufklärung ist mit Napoleon über Europa geschwappt
Die Aufklärung ist mit Napoléon über Europa geschwappt..............Junge Junge.
Die Aufklärung als Gesamtphänomen war bereits 100 Jahre vor Napoléon vorhanden und nicht nur in Westeuropa. Selbst in Gebieten, die man heute eher zu Osteuropa zählen würde, wie Ostpreußen (Kant) oder Lettland/Riga (Herder) wirkten Persönlichkeiten, die der Aufklärung durchaus zuzuordnen sind, deutlich vor Napoléon.
Und nun ausgerechnet Napoléon, der sich mit der Widerzulassung der Sklaverei in Westindien und auch anderen Dingen im Sinne der Aufklärung nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert hat, zu deren Vorkämpfer machen zu wollen, ist inhaltich schon ziemlich provokant.
und war trotz der Restauration (Wiener Kongress) nicht mehr wegzubekommen.
Und warum genau hätte irgendjemand auf dem Wiener Kongress oder sonst wo die Aufklärung selbst wieder weghaben wollen sollen?
Ein guter Teil der Monarchen am Ende des 18. Jahrhunderts verstand die eigene Herrschaft explizit als System des aufgeklärten Absolutismus.
Heißt sie waren durchaus bereit dass in ihr Heerrschaftsverständnis zu inkorporiern.
Und genau das, die fürstliche Herrschaft nach Maßgabe der Aufklärung und Vernunft, war auch das Ideal, dem die Monarche des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, einschließlich Nasen wie KWII. mit seiner Vorstellung des "persönlichen Regiments" verhaftet blieben. Ebenso führende Machtpolitiker wie Bismarck, mit seiner "Revolution von oben" und der konservativen Bismarck-Verfassung von 1871, die genau diesem Ideal, der persönlichen Herrschaft des Fürsten auf Basis der Vernunft, so weit als möglich Rechnung trug.
Du verwechselst Aufklärung mit Demokratisierung.
Im Übrigen waren es die bösen restaurativen Mächte, die abgesehen vom Kirchenstaat in Mittelitalien die weltlichen Herrschaften der katholischen Kirche im Norden eben nicht restaurierten, sondern auf dem Wiener Kongress die ehemaligen Füstbistümer schön als Beute unter den Siegermächten aufteilte.
Salzburg, Trient, Brixen und Teile des Hochstifts Freising gigen an Österreich, Augsbrug, Eichstätt, Freising, Passau, Bamberg und Würzburg wurden Bayern bestätigt, Fulda und Teile des alten Erzstifts Mainz gingen an die hessischen Fürstentümer, Osnabrück ann das Königreich Hannover, mehr oder minder alles was die katholische Kirche am Rhein und in Westfalen besessen hatte, ging an Preußen, (sofern nicht an Bayern oder die Hessischen Staaten), Lüttich an die Vereinigten Niederlande.
Wären die pösen restaurativeen Mächte tatsächlich so restaurativ gewesen, hätten sie den Status Quo ante wieder hergestellt. Waren sie aber nicht, sondern mit der weitgehenden Beendigung der weltlichen macht der Kirche waren die ganz einverstanden.
In dieser Situation hatte die katholische Kirche die Wahl, bei der Aufklärung mitzumachen oder dagegen zu arbeiten. Sie entschied sich für das letztere und verfiel in einen Konservatismus
Kannn man so stringent nich sagen, es gab eine Menge Kleriker, auch Katholische, die sich z.B. für die Beendigung und das Verbot der Sklaverei einsetzten.
In Europa begannen die Kirchen im Allgemeinen spätestens ab der Mitte des Jahrhunderts und der Revolution von 1848 und der Änderungen, die sie zeitigte, einen stark konservativen Einschlag annzunehmen, für Lateinamerika, kann man das nicht unbedingt behaupten, da waren Kleriker mitunter Träger des sozialen Protests.
für den das Unfehlbarkeitsdogma und der Antimodernisteneid* exemplarisch stehen.
Das Unfehlbarkeitsdogma ist als Reaktion auf den Untergang der weltlichen Macht der Kirche zu sehen.
Das hat nichts mit der Aufklärung oder Napoléon zu tun, sondern war vor allem eine Reaktion darauf, dass der Kirchenstaat zwischen 1859 und 1871 unter die Räder kam, und das Papsttum selbst auf einmal nichts anderes mehr war, als eine im neuen Königreich Italien gduldete Institution ohne weltliche Machtmittel.
Um ein Fazit aus meiner Sicht zu ziehen: Europa ist christlich geworden, weil bis ca. 1500 die katholische Kirche die Moral prägte.
Europa ist in erster Linie deswegen christlich geworden, weil die mächtigen ehemals heidnischen Fürsten Europas, zu der Überzeugung kamen, dass das Christentum an und für sich eine praktische Einrichtung sei und es deswegen einführten.
In Teilen Europas, die seit römischer Zeit christlich waren oder die wie das Prussenland gewaltsam unterworfen wurden, mag das anders gewesen sein, aber vor allem letzteres waren eher vereinzelte Sonderwege.