Rachemorde an Nazis im Nachkriegsdeutschland?

zeden

Neues Mitglied
Guten Tag,
in einer Diskussion neulich im Bekanntenkreis über Eichmann kam die Frage auf, ob es im Nachkriegsdeutschland Rachemorde/-aktionen durch verfolgete Deutsche oder Juden (neben den Mossad-Aktionen) an Nazis gab? Gibt es da Infos zu irgendwo?
 
Die Organisation Nakam vergiftete Brot, das an ein Internierungslager, in dem SS-Leute einsaßen, geliefert wurde, das führte zu Krankheiten, aber zu keinem bekannten Toten. Yanush Peltz aus Kielce erschoss 1945 Hans Gaier, den für seine Brutalität berüchtigten Polizeichef von Kielce. Das ist meines Wissens der einzige nach Kriegsende erfolgreich vollzogene Rachemord an einem Täter.
 
Nakam: Nakam – Wikipedia .

Aus meinem nordwestdeutschen Heimatbereich waren solche Aktionen nicht bekannt, aber man mag mich gerne verbessern?
Alte Nazis schlüpften sehr schnell in alte Positionen über, dafür gab es sehr viele regionale Beispiele, auch ohne alle diese Namen nennen zu wollen.
Die damalige "Entnazfizierung" durch die englische Militärregierung, das war wohl eher eine Art "Feigenblatt", nicht mehr.

Man brauchte die lokalen und die regionalen "Experten" überall, in der Verwaltung, in der Organisation, und nicht zuletzt in der Polizei.
Mancher alte Polizist mutierte binnen Tagen zu einem demokratischen "Ordnungshüter".
"Gendarm", diese Bezeichnung wurde gerne weiterhin benutzt. Interessant auch, daß die wenigen Polizisten nach der deutschen Kapitulation wieder Faustfeuerwaffen tragen durften, und das sehr schnell.

Die Verstrickung der Polizei mit der SS spielte keine Rolle mehr, ob einer in der SiPo oder ehemals in der OrPo tätig war, das war egal.
Die sog. "Einsatzgruppen", das waren immer die Anderen, niemand hatte dazu gehört.
Das "Unter den Teppich kehren", das war schon immer eine deutsche Spezialität.

Micha
 
Es gab in den Geschäften meiner Großeltern nach 1945 einen Elsässer, ein Buchhalter.
Der Mann war im jungen Alter von nur 17 Jahren in die Waffen-SS freiwillig eingetreten. Der Mann war an dem Massaker in Oradour beteiligt.
Soweit mir bekannt, wurde der Mann nach 1945 in Frankreich zum Tode verurteilt, in Abwesenheit.

Ich werde den Namen des Herrn hier nicht nennen, das macht keinen Sinn nach diesen vielen Jahren. Er ist hier in Deutschland verstorben, ob er seine Heimat jemals wieder besucht hat, das ist mir nicht bekannt, vermutlich nicht.

Micha
 
Die damalige "Entnazfizierung" durch die englische Militärregierung, das war wohl eher eine Art "Feigenblatt", nicht mehr.
Die Denazification/Entnazifizierung lag in den Händen von Spruchkammern, das waren Zusammensetzungen von Nichtbelasteten, Gewerkschaftern, Sozialdemokraten etc. welche darüber zu befinden hatten, inwieweit jemand in das Regime und seine Verbrechen involviert war. Daran hingen dann sowohl öffentliche Jobs, als auch Renten und dergleichen. Eine tatsächliche Denazification oder Entnazifizierung, also eine Umerziehung, um den Leuten den Nazi auszutreiben, war damit nicht verbunden, auch wenn das Wort ein wenig danach klingt.
Letztendlich musste ein Fragebogen ausgefüllt werden und es kam zu einer Anhörung. Und wenn man etwas Entlastendedes (ein Leumundszeugnis) beibringen konnte, dann nannte man das "Persilschein". Dass diese Persilscheine oft (gegenseitige) Gefälligkeiten waren, wusste man auch damals, daher ja auch der Name "Persilschein", das war Spott. Wie ein Schiedsspruch ausfiel, das hing sehr von den einzelnen Personen, aus welchen sich die Spruchkammern loksal zusammensetzten ab, ob diese den zu "Entnazifizierenden" glaubten oder auch nicht. Ich hatte mal einen Fall auf dem Tisch, da war jemand bereits als entlastet eingestuft worden, da hat ein offensichtlich sehr orthodox linker Gewerkschafter noch mal in der SBZ nachgefragt, ob da nicht Akten über den Unternehmer (er kam aus Brandenburg, lebte aber seit 1944 in Niedersachsen) vorhanden seien, die ihn belasteten. In der Akte lag dann nur ein Schreiben von der Polizei aus dem Ort, wo das Unternehmen ansässig war, allerdings ohne Aktenvermerk oder irgendetwas, dass der Typ Dreck am Stecken und ein überzeugter Nazi sei, in seinem Werk seien osteuorpäische Zwngsarbeiter hingerichtet worden. Inwieweit die Sowjets da hineingeührt haben, weiß ich nicht. Als Leumundszeugnis fanden sich in der Akte Briefe vom Sommer 1945, von denen ich persönlich glaube, dass diese erst geschrieben wurden, als das Entnazifizierungsverfahren wieder aufgenommen wurde, will sagen, die Briefe sind vermutlich gar nicht im Sommer '45, sondern erst 1947/8 als das Verfahren wieder aufgenommen wurde, geschrieben wurden. Die Verfasserin dieser Briefe behauptete darin, eine - und das macht es mir verdächtig - namentlich ungenannte polnische Haushaltshilfe zu haben, welche vorher als Zwangsarbeiterin im Werk dieses Unternehmers gearbeitet habe, welche die Menschlichkeit des Unternehmers lobte. Ich denke, diese polnische Haushaltshilfe hat nicht existiert.
 
Natürlich hätte man den ehemaligen Freiwilligen der Waffen-SS in Frankreich hingerichtet, aber das fand nicht statt.
Der Mann hat nicht ohne Grund den Rest seines Lebens ausserhalb von Frankreich verbracht.

Ich erinnere einen freundlichen alten Herren, der meinen ersten deutschen Karabiner 98k in weniger als als einer Minute komplett zerlegen konnte, wie angeboren.
Das waren gelernte Griffe eines ehemaligen Soldaten. Wenn ich das heute erinnere, dann wird es mir schlecht, aber damals waren wir Kinder und Jugendliche unbedarfte Idioten, mit keiner Ahnung von gar gar nichts.

Wir hatten keine Ahnung, schon gar nicht über das Thema Oradour, uns interessierten nur die Waffen.

Micha
 
@zeden

Oskar Dirlewanger, selbst für die Verhältnisse der SS ein Scheusal, wurde 1945 nach seiner Gefangennahme im schwäbischen Altshausen vermutlich von ehemaligen polnischen Zwangsarbeitern erkannt und gelyncht.
Man brauchte die lokalen und die regionalen "Experten" überall, in der Verwaltung, in der Organisation, und nicht zuletzt in der Polizei.
Die Experten brauchst du nicht in Anführungszeichen zu setzen. Die Alliierten wollten vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Blockkonfrontation ihre Verantwortung für die deutsche Verwaltung zurückschrauben, das für die öffentliche Ordnung verantwortliche Besatzungsheer sollte verkleinert und schließlich aufgelöst werden; dazu musste man zwangsläufig auf Deutsche zurückgreifen, die auch vor der Kapitulation in der Exekutive tätig gewesen waren, denn es gab einfach nicht genug Exilanten, um einen Staat zu "machen".

Besagter Zwang machte sich in den unmittelbaren Nachkriegsjahren umso stärker bemerkbar, als ein nicht unbeträchtlicher Teil derjenigen, die nicht im Krieg gefallen oder versehrt waren, sich noch in Gefangenschaft befanden. Heute gilt die braune Altlast der frühen republikanischen Jahre oft als spezifisches Phänomen der Bonner Republik und wird als Folge alter Seilschaften abgehandelt, was auch stimmt, aber eben nicht ausschließlich. Auch in der DDR wurde – aus denselben Sachzwängen – auf Personal mit NS-Vergangenheit zurückgegriffen.
"Gendarm", diese Bezeichnung wurde gerne weiterhin benutzt.
Was deuten die Anführungszeichen hier an? Der Begriff hat keine nationalsozialistische Konnotation. In vielen historischen deutschen Teilstaaten entstanden die ersten Polizeien aus der Gendarmerie. In Altbayern ist Gendarm bis heute ein spaßhafter Begriff für einen Polizisten.

Immer noch besser als "Bulle".
Interessant auch, daß die wenigen Polizisten nach der deutschen Kapitulation wieder Faustfeuerwaffen tragen durften, und das sehr schnell.
Wieso? In den unmittelbaren Nachkriegsjahren gab es in Deutschland eine organisierte Schwarzmarktkriminalität, die mitunter auch gewaltbereit war. Warum hätte die deutsche Polizei nicht bewaffnet sein sollen?
Aber Fakt war und ist, diese Täter lebten hier in Deutschland, Satt und zufrieden, und oft sehr erfolgreich

Alte Verbindungen spielten eine Rolle, die "Juden" nahm man aussenvor. Noch in meinen Kinderjahren war der "Joed" ein gebrauchlicher Begriff in unserer Familie..
Die erfolgreichen Juden wurden beneidet, man hängte ihnen fragliche Geschäfte an, noch in den 1970er Jahren.

Freundinnen aus jüdischen Familien waren "tabu", wie meine geliebte Freundin Christiane, die einen typisch jüdiischen Nachnamen hatte.
Ich werde den Nachnamen nicht nennen, da dieser Nachname heute schon ein Problem wäre.

Wo sind wir hier in Deutschland angekommen, was wird aus uns, mit unserer grauenhaften Vergangenheit, für die unsere Urgroßväter und Großväter veranantwortlich waren, wollen wir dahin zurück?

Micha
Nichts für ungut, aber … Mich verwundert ein wenig das Pathos, das Du in praktisch jeden Deiner Beiträge mengst. Ich sehe auch nicht den Zusammenhang zwischen Deiner Schilderung der 1970er Jahre und dem letzten Satz. Woraus schließt Du, "wir" wollten "dahin" zurück?
 
Zuletzt bearbeitet:
Guten Tag,
in einer Diskussion neulich im Bekanntenkreis über Eichmann kam die Frage auf, ob es im Nachkriegsdeutschland Rachemorde/-aktionen durch verfolgete Deutsche oder Juden (neben den Mossad-Aktionen) an Nazis gab? Gibt es da Infos zu irgendwo?

Vielleicht sollte man hier spontane Racheaktionen in der Nachkriegszeit durch befreite Zwangsarbeiter, von denen die meisten aus Osteuropa, insbesondere aus den besetzten Gebieten der Sowjetunion, stammten, auch erwähnen. Ich hatte irgendwo gelesen, dass diese an ihren Peinigern in der Landwirtschaft Rache nahmen. Ob es dabei zu Toten kam oder es bei Plünderungen oder Mißhandlungen blieb, ist mir nicht bekannt. An einigen Bauernhöfen wurden dann in kyrillscher Schrift auf Russisch (?) durch die befreiten Zwangsarbeiter Hinweise angebracht, wenn es sich um jemanden handelte, der seine Zwangsarbeiter schikanierte. Aber auch Hinweise auf "gute Bauern" wurden angebracht. Quelle kann ich spontan nicht angeben. Das war nur aus der Erinnerung, was ich irgendwann gelesen habe.

Die Organisation Nakam vergiftete Brot, das an ein Internierungslager, in dem SS-Leute einsaßen, geliefert wurde, das führte zu Krankheiten, aber zu keinem bekannten Toten.

Diese Gruppe hatte auch den Plan gehabt, mehrere Millionen Deutsche durch vergiftetes Trinkwasser umzubringen:


 
Vielleicht sollte man hier spontane Racheaktionen in der Nachkriegszeit durch befreite Zwangsarbeiter, von denen die meisten aus Osteuropa, insbesondere aus den besetzten Gebieten der Sowjetunion, stammten, auch erwähnen. Ich hatte irgendwo gelesen, dass diese an ihren Peinigern in der Landwirtschaft Rache nahmen. Ob es dabei zu Toten kam oder es bei Plünderungen oder Mißhandlungen blieb, ist mir nicht bekannt. An einigen Bauernhöfen wurden dann in kyrillscher Schrift auf Russisch (?) durch die befreiten Zwangsarbeiter Hinweise angebracht, wenn es sich um jemanden handelte, der seine Zwangsarbeiter schikanierte. Aber auch Hinweise auf "gute Bauern" wurden angebracht. Quelle kann ich spontan nicht angeben. Das war nur aus der Erinnerung, was ich irgendwann gelesen habe.
In Greven (nördlich von Münster) im Kommunalarchiv gibt es die Ausgaben einer Zeitung, welche polnische DPs, Ex-Zwangsarbeiter, 1945/6 herausgaben (auf Polnisch, eben eine Zeitung von polnischen DPs für polnische DPs). Es heißt, dass die Polen Wachen organisierten, welche die Bauernhöfe rund um Greven vor Plünderungen durch andere DPs schützten.
 
Das "Unter den Teppich kehren", das war schon immer eine deutsche Spezialität.

Micha

Eigentlich nicht!

Den intelligenteren Deutschen war eigentlich schon klar, dass die Leichenberge, dass all das Unrecht nicht unterm Teppich bleiben konnte. Dass die Welt nach den Leichenbergen fragen würde, dass die nachgeborenen Generationen danach fragen würden.

Wahr ist natürlich, dass ein großer Teil des deutschen Volkes sich jeder Aufarbeitung der Geschichte verweigert hat, dass es viele gab und gibt, die der Meinung waren, es müsste endlich mal Schluss sein, die von nichts gewusst, nie etwas geahnt und natürlich selbst nie etwas falsch gemacht haben.

Die meisten, die allermeisten der "alten Nazis" sind im Laufe der Jahre im Laufe der Jahre doch ganz passable Demokraten geworden, die die Vorzüge der Demokratie in der jungen Bundesrepublik durchaus zu schätzen wussten. Das waren Querköpfe, das waren Patriarchen, und wenn ein Deutscher der Generation, die zwischen 1940 und 1970 geboren wurden keinen in der Familie hat, dann muss er eine sehr kleine Familie haben oder er macht sich etwas vor. Viele der Alten, die konnten die Sozialisation im 3. Reich, die konnten den "Schliff", den man ihnen in Elternhaus, Schule oder auch "bei Preußens" verpasst hatte nicht verleugnen. Jetzt, wo die alle der grüne Rasen deckt, kann man ihnen mehr Gerechtigkeit widerfahren lassen. Man hat sie oft alte Nazis genannt, aber so wirklich stimmte das nur bei wenigen. Darum, dass die immer Zucht und Ordnung monierten und HJ oder BDM-Veranstaltungen bis ins hohe Alter etwas Positives abgewinnen konnten, machte sie noch nicht zu Nazis. Als sie starben, waren die meisten, die allermeisten keine Nazis mehr. Viele waren vielleicht autoritäre Väter, aber viele waren auch sehr liberale Großväter.

Es gibt wenige Staaten, die ihre Vergangenheit so aufgearbeitet haben wie die Bundesrepublik. Dass sich ein Großteil des deutschen Volkes der Aufarbeitung verweigerte- schmälert nicht das Verdienst, dass über 40 Jahre Aufarbeitung stattgefunden hat. Der NS dürfte tatsächlich die Periode der deutschen Geschichte sein, die am besten erforscht ist.

Gerade auf dem Gebiet der Lokalgeschichte ist in den letzten 20-40 Jahren sehr viel geforscht wurden.

Die Bundesrepublik ist nicht der einzige Staat, in dem eine rechtsextreme Partei im Parlament vertreten ist. In Frankreich, in Österreich, in Polen, in Ungarn war das schon lange der Fall.

Trotzdem wage ich die Prognose, dass die Bundesrepublik auch die AfD überleben wird. Ich glaube nicht, dass die Mehrheit ihrer Wähler allesamt Faschisten sind, und ich glaube auch, dass man die für die Demokratie zurückgewinnen kann, wenn sie merken, dass ihre Anliegen von den etablierten Parteien ernst genommen werden.
 
@zeden

Heute gilt die braune Altlast der frühen republikanischen Jahre oft als spezifisches Phänomen der Bonner Republik und wird als Folge alter Seilschaften abgehandelt, was auch stimmt, aber eben nicht ausschließlich. Auch in der DDR wurde – aus denselben Sachzwängen – auf Personal mit NS-Vergangenheit zurückgegriffen.

Ein Großteil der Karrieristen, die nach 1945 in die SED eintraten, waren vorher Mitglied der NSDAP. Das wusste man auch, das tangierte niemanden, und das wurde natürlich geflissentlich ausgeblendet.

Allenfalls interessierte das, weil es Leute eben auch erpressbar machte, die man dann mit der NS-Vergangenheit auch schön gefügig machen konnte.

Die ganze Vergangenheitsbewältigung in der DDR bestand darin, dass sie sich einfach kategorisch für antifaschistisch und für den besseren deutschen Staat erklärte und mit dem Finger auf den "Klassenfeind" BRD zeigte.

Es gab aber auch in der DDR Typen, die mindestens so gruselig wie die Hans Globkes, Dreggers, Schleyers und Oberländers waren und die in der DDR Karriere z. B. in der Nationalen Volksarmee, der Polizei oder anderswo machten.

Es mag sein, dass in der DDR ein größerer Verfolgungseifer vorhanden war, aber bei dem nicht gerade kleinen Anteil von Alt-Nazis, die in die SED eintraten und in der DDR Karriere machten, hatte die DDR wenig Anlass, auf die BR mit dem Finger zu zeigen.

Dass sie es dennoch tat, dass sie bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit sich selbst bestätigte, dass sie anti-faschistisch und der bessere deutsche Staat war- das war an Verlogenheit und Doppelmoral kaum zu überbieten, aber was sollten Typen wie Mielke, Honecker und "Sudel-Ede" Eduard von Schnitzler auch anderes sagen? Dass sie irgendwann tatsächlich mal gegen die Nazis waren, das war ja das Einzige einigermaßen Authentische an ihnen.
 
Mein Urgroßvater warf polnischen Zwangsarbeitern Essen und Tabakwaren über den damaligen Zaun, jahrelang.
Es handelte sich um das Lager der Maschinenfabrik Bruns.

Der Urgroßvater wurde dafür angezeigt, er entging einer Verhaftung, sein Sohn, der Nazi bewirkte all das.
Nach der Befreiung 1945 marodierten diese Zwangsarbeiter durch unseren Ort, plündernd.

Ein polnischer Zwangsarbeiter soll zwei bewaffnete Kameraden vor das Geschäft gestellt haben: "Hier wird nicht geplündert, diese Menschen haben uns geholfen!"
Erinnerungen meiner Großmutter, die all das selbst erlebt hat. Was soll man sagen, wenn dir jemand eine Waffe vor die Nase hält, dich auffordert zu gehen, dann gehst du, oder du wirst erschossen.


Micha
 
Es mag sein, dass in der DDR ein größerer Verfolgungseifer vorhanden war, aber bei dem nicht gerade kleinen Anteil von Alt-Nazis, die in die SED eintraten und in der DDR Karriere machten, hatte die DDR wenig Anlass, auf die BR mit dem Finger zu zeigen.
Der Anteil der Nazis in der SED war kleiner als in den Parteien in der Bundesrepublik. Und auch der Anteil der Nazis an den Schalthebeln der Macht war in der DDR kleiner als in der Bundesrepublik. Davon wurde schon in diesem Forum geschrieben.
Insofern konnte die DDR mir Recht auf die Zustände in der Bundesrepublik zeigen.
Ehre, wem die Ehre gebührt. (Röm 13,7)
 
Der Anteil der Nazis in der SED war kleiner als in den Parteien in der Bundesrepublik.
Hast Du dazu Zahlen? Die SED war immerhin die erste Partei, die sich für Altnazis öffnete.


"Im Jahr 1954, so eine Berechnung des Historikers Jan Foitzik, waren 27 Prozent aller Mitglieder der DDR-Regierungspartei zuvor in der NSDAP."
 
Der Anteil der Nazis in der SED war kleiner als in den Parteien in der Bundesrepublik. Und auch der Anteil der Nazis an den Schalthebeln der Macht war in der DDR kleiner als in der Bundesrepublik. Davon wurde schon in diesem Forum geschrieben.
Insofern konnte die DDR mir Recht auf die Zustände in der Bundesrepublik zeigen.
Ehre, wem die Ehre gebührt. (Röm 13,7)

Die Liste ehemaliger NSDAP-Mitglieder in der DDR ist immer noch beeindruckend lang. Ehre wem Ehre gebührt? Die DDR mochte das Recht haben, dass in der BRD Nazis Karriere machten. Diese Kritik war aber total verlogen, wenn die DDR jegliche Mitverantwortung und Mitschuld verweigerte, wenn sie nur kommunistischer Widerstandskämpfer gedachte, andere Gruppen marginalisierte oder ihnen Widerstand absprach. Welche


Verdienste soll sich denn die SED bei der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit denn erworben haben. Die haben doch jahrelang weggeschaut. Erst als die DDR selbst bald hinüber war, hat sie DDR-Nazis wie Ingo Hasselbarth und andere mit Altnazis zusammengesperrt damit die sich in aller Ruhe radikalisieren konnten.

Die DDR hatte jedes Recht, die Zustände in der VRD zu kritisieren, es war aber diese Kritik verlogen, wenn von einer wirklichen Aufarbeitung der NS-Vergangenheit überhaupt keine Rede sein konnte in der DDR. Sich reflexartig nur immer selbst zu versichern, man sei antifaschistisch machte es nicht wahrer, zumal man nur immer mit dem Finger auf den Westen zeigte.

Niemals wäre irgendeinem SED-Gewaltigen je eine solche Geste wie Brandts Kniefall in Warschau in den Sinn gekommen. Nie hat in der DDR je ein SED-Politiker eine Rede gehalten wie Richard von Weizäckers vom 8. Mai 1985
Die DDR hat in ihrer Erinnerungskultur sehr wenig getan, jüdische Opfer zu gedenken. Sie hat den Porajmos nicht mal zur Kenntnis genommen. Die DDR hat nur reflexartig sich selbst versicherte, dass sie antifaschistisch und der bessere deutsche Staat war. Selbst noch die Lüge schlechthin, das eigene Volk einzusperren und einzumauern- wurde ja noch mit der Lüge eines antifaschistischen Schutzwalls rechtfertigt-


Ehre wem Ehre gebührt und Römerbrief? Zur DDR passt viel besser:

Lk 6, 41
Was siehst du den Splitter in deines Bruders Auge, aber den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr?
Lk 6, 42
Du Heuchler, nimm zuerst den Balken aus deinem Auge, dannach kannst du sehen und den Splitter aus deines Bruders Auge ziehen

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_ehemaliger_NSDAP-Mitglieder,_die _nach_1945_politisch_aktiv_waren
 
Die DDR hatte jedes Recht, die Zustände in der VRD zu kritisieren, es war aber diese Kritik verlogen, wenn von einer wirklichen Aufarbeitung der NS-Vergangenheit überhaupt keine Rede sein konnte in der DDR.
Muss ich dich wirklich daran erinnern, dass es in der DDR kein 1951 verabschidetes 131er-Gesetz* wie in der Bundesrepublik gab, das auch den ehemaligen Nazis erlaubte, wieder als Beamte zu arbeiten?

Dieses Gesetz war einer der Gründe, warum so viele ehemaligen Nazis die DDR Richtung Bundesrepublik verließen, als das noch möglich war.

* Zitat aus der Wikipedia: Das so genannte 131er-Gesetz besagte, dass alle öffentlich Bediensteten, die beim Entnazifizierungsverfahren nicht als Hauptschuldige (Kriegsverbrecher) oder Belastete (Aktivisten, Militaristen und Nutznießer) eingestuft worden waren, wieder eingestellt werden durften.
 
Muss ich dich wirklich daran erinnern, dass es in der DDR kein 1951 verabschidetes 131er-Gesetz* wie in der Bundesrepublik gab, das auch den ehemaligen Nazis erlaubte, wieder als Beamte zu arbeiten?

Dieses Gesetz war einer der Gründe, warum so viele ehemaligen Nazis die DDR Richtung Bundesrepublik verließen, als das noch möglich war.

* Zitat aus der Wikipedia: Das so genannte 131er-Gesetz besagte, dass alle öffentlich Bediensteten, die beim Entnazifizierungsverfahren nicht als Hauptschuldige (Kriegsverbrecher) oder Belastete (Aktivisten, Militaristen und Nutznießer) eingestuft worden waren, wieder eingestellt werden durften.
Æh, wenn es ein vergleichbares Gesetz in der DDR nicht gab, müsste es demnach jedem* möglich gewesen sein, eingestellt zu werden, oder nicht?

*also auch Belastete und Hauptschuldige.
 
Nein - Zitat aus dem oben verlinkten Wikipedia-Artikel:

Nach der Kapitulation von NS-Deutschland und dem Verbot der NSDAP, die nach Abschnitt XI Nr. 38 der Kontrollratsproklamation Nr. 2 vom 20. September 1945 sowie im Kontrollratsgesetz Nr. 2 vom 10. Oktober 1945 für endgültig aufgelöst und als illegal erklärt worden war, war den Beamtenverhältnissen des nationalsozialistischen Staates die rechtliche Grundlage entzogen.

Das bedeutet, alle Beamten, die Beamte in NS-Deutschland waren, waren nun keine Beamten mehr. Das galt für ganz Deutschland, d.h. inklusive SBZ.

Das 131er Gesetz regelte nun exklusiv für die Bundesrepublik, wer wieder Beamter werden konnte. Aufgrund dieses Gesetzes konnten sogar SS- und Gestapoleute Polizeibeamte werden. Auch NS-Staatsanwälte und -Richter wurden wieder Staatsanwälte und Richter. Entsprechend urteilten sie in Streitfällen auch zu Gunsten ihrer ehemaligen Kameraden.

Das haben wir alles schon diskutiert, ich weiß nicht, warum an diesen Dingen nun gezweifelt wird.
 
Muss ich dich wirklich daran erinnern, dass es in der DDR kein 1951 verabschidetes 131er-Gesetz* wie in der Bundesrepublik gab, das auch den ehemaligen Nazis erlaubte, wieder als Beamte zu arbeiten?

Dieses Gesetz war einer der Gründe, warum so viele ehemaligen Nazis die DDR Richtung Bundesrepublik verließen, als das noch möglich war.

* Zitat aus der Wikipedia: Das so genannte 131er-Gesetz besagte, dass alle öffentlich Bediensteten, die beim Entnazifizierungsverfahren nicht als Hauptschuldige (Kriegsverbrecher) oder Belastete (Aktivisten, Militaristen und Nutznießer) eingestuft worden waren, wieder eingestellt werden durften.

Du tust ja gerade so, als sei der 131er ein Instrumentarium gewesen, um alte Nazis wieder in Amt und Würden zu hieven.

Dabei ging es bei dem Gesetz vor allem um Vertriebene und um Beamte, die in den 1945 verlorenen Ostgebieten tätig gewesen waren und wo es auch um Leute ging, die schon aus Altersgründen gar keine Chancen und Gelegenheit gehabt hatten, unter einer demokratischen Regierung Erfahrungen in der Verwaltung sammeln zu können.

Nach Abschnitt IX. Nr. 38 der Kontrollratsproklamation war die NSDAP, die Wehrmacht für illegal und alle Ansprüche als erloschen erklärt worden, es gab Hunderttausende von Leuten, die damit hinten runter fielen, die außen vor waren, und es war sinnvoll, das gesetzlich zu regeln.

Es brauchte die Bundesrepublik aber Fachpersonal, und es ging in dem Gesetz darum, die Ansprüche von ca. 400.000 Menschen gesetzlich zu regeln.

Dass das 131er-Gesetz das Ziel verfolgt habe, alte Nazis wieder zu verbeamten, ist eine äußerst gehässige Unterstellung, und dass dieses Gesetz ein Pull-Faktor gewesen sei, für ehemalige Nazis- ist- wieder einmal- eine Behauptung, die sich so auch gar nicht aus dem verlinkten Artikel entnehmen lässt.

Bei der Liste von ehemaligen NSDAP-Mitgliedern nach 1945 hat der link nicht funktioniert.
ich verlinke es noch mal.

Die DDR hatte nun wirklich überhaupt keinen Anlass, auf die BR mit dem Finger zu zeigen, und bei der doch stattlich langen Liste, ehemaliger Nazis in der DDR haben die dazu auch keinen 131er gebraucht. Als Fachmann war man in Polizei und Militär durchaus gern gesehen, notfalls konnte man Leute damit auch schön auf Linie halten und erpressen.

Davon dass die DDR die NS-Vergangenheit aufarbeitete, konnte überhaupt keine Rede sein. Sie erklärte sich ganz einfach für antifaschistisch- und das wars! Der Antifaschismus war Staatsdoktrin, und er diente gleichzeitig der Selbst-Legitimation.

Nazis, das war man nicht, die waren alle im Westen. Schuld oder Verantwortung? Dazu hat die DDR sich nie bekannt, sie hat jede Schuld, jede Verantwortung schlichtweg geleugnet, und ihre ganze Gedächtniskultur drehte sich um Typen wie Ernst Thälmann, der Held seiner Klasse.

Individuelle Entschädigung oder "Wiedergutmachung" an Israel hat die DDR nie geleistet, keine Spur! Juden hat man zwar als "Opfer des Faschismus" aber keine "Kämpfer gegen den Faschismus". Von "Zigeunern", Sinti und Roma oder Homosexuellen war überhaupt nicht auch nur die Rede.

Von Aufklärung, von wirklicher Aufarbeitung konnte in der DDR überhaupt keine Rede sein. Die der Bundesrepublik hatte mit Sicherheit ihre Schwächen, man kann das hohle Pathos der Gedächtniskultur der Bundesrepublik kritisieren, all die Globkes und Oberländers, die Filbinger und Schleyers. Aber ich habe es schon mal gesagt und tue es wieder "alte Nazis" waren ja die Höfers und Grass,, Klaus Havenstein und Herbert Reinecker, Horst Tappert u. a. ja nun wirklich nicht mehr, selbst auf reaktionäre Mumien wie Alfred Dregger, FJ Strauß, Kurt Ziesel , Kurt Waldheim, und wie sie alle hießen traf das nicht zu, sie waren Demokraten geworden, Reaktionäre aber keine Nazis.

Die Aufarbeitung der BR kann man kritisieren, und ein großer Teil der Bevölkerung hat sich jeder Aufarbeitung stets verweigert, damals wie heute. Immerhin aber hat die BRD wenigstens dazu den Versuch unternommen, und einem großen Teil der Bevölkerung war auch klar, dass es ohne Aufarbeitung nicht geht, das endlich einmal Schluss sein musste mit den Lügen.

Dem hat sich die DDR stets widersetzt, sie hat jede Form von Schuld, von Verantwortung geleugnet, zurückgewiesen, sich selbst reflexartig versichert, sie sei antifaschistisch, sie sei der bessere deutsche Staat. Dass das eine Lüge war, dass es eine Unverschämtheit war, das zu behaupten, war jedem in der DDR klar, und an dieser und anderen Lügen, ist sie letztlich zerbrochen.

Ihre Erinnerungskultur war ein Witz, eine Überhöhung von sehr fragwürdigen "Kämpfern gegen den Faschismus", eine Missachtung auch von jüdischen Kämpfern gegen den Faschismus, und die völlige Ausblendung von "Opfern des Faschismus" wie Roma und Sinti.

Entschädigungs- und Wiedergutmachungs-Zahlungen sind hochproblematisch und sie können nicht mehr sein, als Gesten des guten Willens-bestenfalls. Immerhin aber hat die BRD sich dazu wenigstens entschließen können-die DDR nicht einmal dazu.

Von einer Aufarbeitung der NS-Geschichte war die DDR mindestens so weit entfernt wie von dem Anspruch antifaschistisch" und der bessere deutsche Staat" zu sein.

Jegliche Mitverantwortung und Schuld zu leugnen, reflexartig den Antifaschismus als Staatsdoktrin und Selbstlegitimation wie eine Monstranz vor sich herzutragen, und in der Erinnerungskultur alles auszublenden was bestimmten Narrativen widersprach, war mindestens genauso verlogen wie die Forderungen, dass endlich mal Schluss sein muss.




 
Zuletzt bearbeitet:
Nein - Zitat aus dem oben verlinkten Wikipedia-Artikel:

Nach der Kapitulation von NS-Deutschland und dem Verbot der NSDAP, die nach Abschnitt XI Nr. 38 der Kontrollratsproklamation Nr. 2 vom 20. September 1945 sowie im Kontrollratsgesetz Nr. 2 vom 10. Oktober 1945 für endgültig aufgelöst und als illegal erklärt worden war, war den Beamtenverhältnissen des nationalsozialistischen Staates die rechtliche Grundlage entzogen.

Das bedeutet, alle Beamten, die Beamte in NS-Deutschland waren, waren nun keine Beamten mehr. Das galt für ganz Deutschland, d.h. inklusive SBZ.

Das 131er Gesetz regelte nun exklusiv für die Bundesrepublik, wer wieder Beamter werden konnte. Aufgrund dieses Gesetzes konnten sogar SS- und Gestapoleute Polizeibeamte werden. Auch NS-Staatsanwälte und -Richter wurden wieder Staatsanwälte und Richter. Entsprechend urteilten sie in Streitfällen auch zu Gunsten ihrer ehemaligen Kameraden.

Das haben wir alles schon diskutiert, ich weiß nicht, warum an diesen Dingen nun gezweifelt wird.
Ich zweifle die Regelung in der BRD nicht an, nur:
Nach welchen Kriterien wurden denn Beamte in der SBZ/DDR in Amt und Würden gelassen oder (wieder-)eingestellt?
 
Zurück
Oben